Vorwort: Gue SCHMIDT
Zu den Arbeiten: Chris ZINTZEN (Kulturwissenschafter) Link zur Rede >>>
DAUER: 09.07. - 04.08.2021
ÖFFNUNGSZEITEN: DI.-FR., 17:00-20:00
Lotte Lyon arbeitet vorwiegend auf drei Arten. Die erste ist die Bildhauerei, mit der sie Holz oder Sperrholzskulpturen in meist rechtwinkeliger, kistenähnlicher Form schafft. Die zweite sind Fotos räumlicher Kompositionen aus so neutralen und einfachen Materialien wie Papier, Stühlen und Decken. Wenngleich auch die dritte Methode, nämlich die Zeichnung, bei Lyon eine große Rolle spielt, so genügen doch die ersten beiden bereits als Hinweis, dass die Künstlerin in der Tradition des Minimalismus steht. Ihre Vorliebe für einfache geometrische Formen, der sparsame Einsatz von Farben, einfache Techniken und der Gebrauch billiger Alltagsmaterialien verweisen darauf, dass sie die Hauptmaximen des Minimalismus umsichtig beachtet.
Auch Lyons Kunst beschränkt sich auf geometrische Formen, winzige Hinweise auf ihre handwerkliche Fertigkeit und die Verwendung von industriellen Werkstoffen. Indes ist sie dem Minimalismus nicht bloß formal verwandt. Lyon versucht durch ihre eigenen Weiterentwicklungen die Eigenschaft des Minimalismus zu reaktivieren, Wahrnehmung, Geschicklichkeit und Assoziationen des Publikums zu schärfen. Dazu hat sie eine Methode gefunden, ihren geometrischen Konstruktionen gestische oder metonymische Elemente beizufügen.
Das Wort gestisch meint hier die Eigenart eines kleinen, konkreten Details, sich durch Assoziation und Analogie auf eine Handlung, ein Objekt oder einen Kontext zu beziehen, der über das konkret Gegebene hinaus auf menschliche oder natürliche Gegebenheiten verweist. Lyons Skulpturen man sollte vielleicht besser dreidimensionale Objekte sagen tragen oft solche Details.
(Aus: Midori Matsui | Zwischen Objekt und menschlichem Maß: Lotte Lyons gestischer Minimalismus. I. Einleitung: Das Vermächtnis des Minimalismus und seine Erweiterung durch das Metonymische.)
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